
Abteilung
Verflechtung und Globalisierung
Die Forschungen dieser Abteilung zielen auf die Erklärung historischer, zum Teil bis in die Gegenwart wirkender Verflechtungsprozesse in Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Recht. Das Erkenntnisinteresse liegt einerseits auf dem mit translokalen, transnationalen und transregionalen Transfers von Menschen, Ideen und Gütern verbundenen gesellschaftlichen Wandel im östlichen Europa, andererseits geht es um die Positionierung des östlichen Europa als Weltregion entlang der globalen West-Ost und Nord-Süd-Blickachsen.
Die wirtschafts-, politik-, kultur-, wissenschafts- und rechtshistorischen Forschungen leiten sich aus den übergreifenden Leitthemen des GWZO ab und sind an den Schnittstellen geschichtsregionaler Studien, moderner globalhistorischer Ansätze, den vergleichenden Area Studies und den historischen Kulturwissenschaften verortet. Sie sind verbunden durch den gemeinsamen Fokus sowohl auf den Beitrag des östlichen Europa zu überregionalen Verflechtungsphänomenen seit der Frühen Neuzeit als auch auf die Positionierung der Region in Globalisierungsprozessen.
Kritisch hinterfragt werden Interpretationen, die das östliche Europa als vom »Normalpfad« der globalen Entwicklung abweichend, rückständig, peripher oder überwiegend westliche Vorbilder nachahmend charakterisieren. Mit seinem interdisziplinären Ansatz bringt sich das internationale Team der Abteilung aktiv in die Entwicklung von Kategorien, Methoden und Theorien der inzwischen rasch wachsenden Transregionalisierungsforschung ein.

Abgeschlossene Forschungsthemen und Projekte
Aus der Arbeit der Abteilung
Ostmitteleuropa Transnational. Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas
Das auf mehrere Bände angelegte Publikationsprojekt ist der international erste Versuch, die Geschichte der Transnationalisierung einer europäischen Großregion zusammenfassend darzustellen. Der erste Band behandelt die Zeit von der Entstehung der »global condition« in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, der zweite Band wird die Zeit von 1914/18 bis 1945/48 und der dritte dann die Periode des Staatssozialismus in Ostmitteleuropa behandeln.

GWZO auf Sendung | Forschungsquartett bei detektor.fm
Im Podcast bei detektor.fm werden Teilergebnisse der Forschung des vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) geförderten Projektverbunds »Multiple Transformationen: Gesellschaftliche Erfahrung und kultureller Wandel in Ostdeutschland und Ostmitteleuropa vor und nach 1989« präsentiert. Beáta Hock spricht u.a. über Kulturförderung im ehemaligen Ostblock und über eine komplette Neuorientierung der Kulturszene in der Wendezeit.

GWZO-Teilprojekt im SFB 1199
Die DFG hat den Sonder-Forschungsbereich »Verräumlichungsprozesse unter Globalisierungsbedingungen« für eine weitere Förderperiode verlängert. Die Kooperation der Universität Leipzig, des GWZO, des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) und der Technischen Universität Dresden startete ihre zweite Förderperiode Anfang 2020. Das GWZO-Teilprojekt B03 »Sozialistische Entwicklungsmodelle für die Dritte Welt« leiten Frank Hadler, Uwe Müller und Stefan Troebst.

Neue Publikationen
Gözde Yazıcı Cörüt, Loyalty and Citizenship. Ottoman Perspectives on its Russian Border Region (1878–1914), Göttingen 2021
The main concern of this book is with Ottoman efforts to establish sovereignty on its side of the repositioned Russo-Ottoman border, focusing on issues of state and citizenship. It attempts to answer the following questions: How was the Ottoman citizenry defined here? Through which policies and practices was the sovereign territory (re)constructed during the period between the Treaty of Berlin (1878) and the start of the First World War (1914)? How were people, communities, and their lands included and excluded and how did this impact on the daily lives and citizenship status of those in the borderland region?
Katja Castryck-Naumann (Hrsg.), Transregional Connections in the History of East-Central Europe, Berlin-Boston 2021
Transregional connections play a fundamental role in the history of East-Central Europe. This volume explores this connectivity by showing how people from this region have positioned themselves within global processes while, in turn, also shaping them. The contributions examine different fields of action such as economy, arts, international regulations and law, development aid, and migration, focusing on the period between the middle of the 19th century and the end of the Cold War.

Team
Die Abteilung Verflechtung und Globalisierung
Forschende aus den Disziplinen Zeitgeschichte, Global- und Wirtschaftsgeschichte, aus Kunst- und Literaturwissenschaft sowie Kulturgeschichte arbeiten gemeinsam an einer transnationalen Geschichte des östlichen Europa.
Die Abteilung leitet Prof. Dr. Frank Hadler.