Thema

Außenhandelstheorie und -politik im Staatssozialismus

SFB 1199

Untersucht wird die Verbindung zwischen Wissensproduktion und Wissensadaption auf dem Feld der Ökonomie in den Ländern des Ostblocks. Im Fokus stehen Debatten über die Funktion des Außenhandels bei der Entwicklung eines »sozialistischen Weltsystems« und die daraus abgeleiteten konkreten Reformversuche im östlichen Europa.

Yevsei Liberman, sowjetischer Wirtschaftswissenschaftler, 1967. Niederländisches Nationalarchiv, Den Haag, Fotocollectie Algemeen Nederlands Persbureau (ANeFo), 1945-1989. © Commons Wikimedia

Über Außenhandel sprechen: Wie östliche Ökonomen im Kalten Krieg sozialistische Globalisierungsdiskurse und Praktiken prägten
Im stalinistischen Entwicklungsmodell des Sozialismus kam dem Außenhandel keine wertschöpfende Funktion zu. Dies änderte sich, als sich im Zuge der Dekolonisierung seit den späten 1950er Jahren viele sozialistische Länder Osteuropas mit dem Wunsch ehemaliger Kolonien des Westens in Asien, Afrika und Lateinamerika konfrontiert sahen, die gegenseitigen Handelsvolumina zu steigern. Mit Hilfe des osteuropäischen Staatssozialismus sollten zudem im globalen Süden Institutionen der Wirtschaftslenkung und Entwicklung aufgebaut werden. Diese Herausforderung korrespondierte mit dem Streben, den Einfluss des »Weltsozialismus« im Kalten Krieg auszubauen, erforderte jedoch zugleich eine Rekonzeptionalisierung des eigenen Entwicklungsmodells. Die Forschungen zielen auf die Verbindung zwischen Wissensproduktion und Adaption auf dem Feld der Ökonomie in den Ländern des Ostblocks, rekonstruiert anhand von Debatten über die Rolle des Außenhandels für die Entwicklung eines »sozialistischen Weltsystems« sowie über wirtschaftliche Reformprogramme im östlichen Europa. Ziel ist es, weit verbreitete Annahmen über die dogmatische Starrheit des Staatssozialismus und die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in diesem System in Frage zu stellen. Zum anderen geht es um den Umgang mit Wissen in autoritären Regimen.