Thema
Post-sozialistische Stadtentwicklung
Wie wurde die sowjetische urbane Infrastruktur nach 1991 sozial und räumlich umgestaltet? Welche neuen Funktionen erhielten Bauten des Sozialismus und wie wirkte sich dies auf den Alltag der Stadtbewohner*innen aus?
Post-sozialistische Stadtentwicklung: Die sozio-räumliche Umgestaltung sowjetischer Infrastruktur in den 1990er-Jahren
Die urbane Infrastruktur aus der Sowjetunion prägt bis heute den Alltag der Bewohner*innen post-sozialistischer Städte. Manche Bauten erinnern direkt an die großräumige Industrialisierung, die Programme für erschwinglichen Wohnraum oder das Ziel der Sowjetunion, eine kommunistische Gesellschaft zu errichten. Obwohl ein Großteil der sowjetischen Infrastruktur heute noch genutzt wird, stehen viele Gebäude leer oder wurden im neoliberalen Kapitalismus völlig verändert.
Als Teil des Verbundprojekts »Stadt. Kultur. Bauen – Baukulturelles Erbe in der postsowjetischen Stadtentwicklung« in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) stehen im Zentrum dieses Promotionsprojekts gemeinschaftlich genutzte Infrastrukturen, die multifunktionale öffentliche Einrichtungen zur Unterhaltung und für Freizeitaktivitäten darstellten. Bei ihrer Errichtung in den 1930er-Jahren dienten Bauten wie Kulturpaläste als Instrument der staatlichen Propaganda, um den »neuen sowjetischen Menschen« zu schaffen. Sie bildeten nicht nur den Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens, sondern auch der Architekturensembles der Mikrodistrikte (mikroraion) und der sozialistischen Städte (sotsgorod). Dieses Projekt untersucht, wie sich der Wert und die Funktionen der gemeinschaftlichen Bauten aus der Sowjetunion durch die neuen politischen und ökonomischen Gegebenheiten nach 1991 verändert haben und wie sich dies auf den Alltag der Stadtbevölkerung auswirkte.