BMBF-Verbundprojekt
»Stadt.Kultur.Bauen«: Baukulturelles Erbe in der post-sowjetischen Stadtentwicklung
Das Verbundprojekt »Stadt.Kultur.Bauen« wird seit April 2021 im Programm »Regionalstudien (Area Studies)« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das Ziel dieses Programms ist die Weiterentwicklung exzellenter Forschung in grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Zugleich soll der interdisziplinäre Dialog der Regionalwissenschaften mit weiteren Disziplinen ermöglicht und gestärkt werden.
Das GWZO entwickelt im Verbund gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der RWTH Aachen neue Ansätze zu einem nachhaltigen Umgang mit dem baukulturellen Erbe im postsowjetischen Russland. Untersucht werden Städte in Russland im Schnittfeld von Kultur-, Geschichts-, Sozial- Planungs- und Umweltwissenschaften. Im Zentrum der Untersuchungen stehen Wohnbaubestände in ausgewählten Stadtquartieren aus den vorsozialistischen und sozialistischen Epochen des späten 19. und des 20. Jahrhunderts. Als Teil des internationalen und interdisziplinären Dialogs arbeitet der Verbund zudem zusammen mit Partnern an der Russischen Akademie der Wissenschaften und der Higher School of Economics in Moskau, der Staatlichen Universität Südural in Tscheljabinsk, der Ural State University of Economics in Jekaterinburg und der Nationalen Technischen Forschungsuniversität in Irkutsk.
Das Teilprojekt »Werte baukulturellen Erbes« am GWZO wird unter der Leitung von Dr. Corinne Geering (Nachwuchsgruppe »Ostmitteleuropa im Vergleich«) und Prof. Dr. Arnold Bartetzky (Abteilung II »Kultur und Imagination«) realisiert. Es untersucht die Prozesse und Muster der (Re-)Imagination, Verhandlung und Priorisierung der historischen, soziokulturellen, stadträumlichen und ökonomischen Werte des urbanen Erbes. Als Fallstudien für das Wohnbauerbe dienen die Industriestädte Tscheljabinsk, Jekaterinburg und Magnitogorsk.
Dr. Mikhail Ilchenko untersucht die gegenwärtigen urbanen Transformationen der »sozialistischen Stadt« (sotsgorod). Seit den 1920er Jahren gehörte ihre Errichtung in der Sowjetunion zu den radikalsten städtebaulichen Kampagnen. Das Ende des Staatssozialismus führte zu einem beschleunigten Verfall, was die Stadtentwicklung heute vielerorts vor große Herausforderungen stellt.
Polina Gundarina analysiert die Veränderungen in der russischen Stadtplanung nach dem Ende der Sowjetunion. Wie wurde die sowjetische urbane Infrastruktur nach 1991 sozial und räumlich umgestaltet? Welche neuen Funktionen erhielten Bauten des Sozialismus und wie wirkte sich dies auf den Alltag der Stadtbewohner*innen aus?