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Erfindung der Tradition: Kiewer kirchliche Tradition (1596–1720)

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Gegen Ende des 16. Jahrhunderts setzte ein Prozess der »Erfindung« der Kiewer historiographischen, hagiographischen und polemischen Tradition ein. Er wurde als Rückkehr zu »alten Zeiten« und ursprünglichen Quellen angesehen und dauerte über das gesamte 17. Jahrhundert an.

Kiew in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Kupferstich von Abraham van Westerfeld

Erfindung der Tradition: Kiewer kirchliche Tradition auf der Suche nach ihrem Weg zwischen Rom, Konstantinopel, Wittenberg, Warschau und Moskau (1596–1720)
Ziel des Forschungsprojekts ist es, die intellektuellen Strategien zu untersuchen, mit denen die Kiewer Hierarchen auf die verschiedenen politischen, theologischen und intellektuellen Einflüsse im 17. Jahrhundert reagierten. Es fragt danach, welche Ideen und Praktiken von der Kiewer klerikalen Elite aufgegriffen wurden, um die eigene Tradition zu artikulieren, und welche Ideen in politischen Erklärungen, polemischen, historiographischen und hagiographischen Schriften widerlegt oder einfach ignoriert wurden. Die parallele »Erfindung der Tradition« in der unierten und der orthodoxen Kirche bietet wertvolles Material für den Vergleich dieses Prozesses in beiden Teilen der einst vereinigten Kiewer Metropolie. Das Projekt möchte sowohl die Besonderheit der ukrainischen kirchlichen Situation aufzeigen als auch die Ergebnisse der Studie in einen europäischen Kontext einordnen. In einem zweiten Schritt wird daher gefragt, inwieweit von Kiew Impulse in die europäischen religiösen und kulturellen Zentren ausgegangen sind. Um die Projektziele zu erreichen, werden politische Erklärungen, polemische, historische und hagiographische Quellen sowie die Bibliotheksbestände des Klerus ausgewertet.

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