
Ausstellung | 20.09.2021 - 08.01.2022
Leningradski Feminism 1979
1979 fanden sich ein paar Frauen in einer Leningrader Küche zusammen. Sie stellten im Selbstverlag die Zeitschriften »Die Frau und Russland« und »Marija« her. Sie berichten über den bedrückenden Alltag in sowjetischen Kommunalwohnungen, über strukturelle Gewalt und setzen dem ein Philosophieren und Dichten entgegen. Die Zeitschriften wurden in den Westen geschmuggelt und stießen bei der dortigen Frauenbewegung auf großes Interesse. Die Autorinnen wurden jedoch vom KGB verfolgt, zur Emigration gezwungen oder zu Lagerhaft verurteilt.
Die Ausstellung erinnert an die Geschichte der Frauenbewegung in Sowjetrussland und lädt jüngere und ältere Menschen zu einem Dialog über die Geschichte der Frauenbewegung in Russland ein. Im Zentrum stehen die Themenkomplexe: Situation der sowjetischen Frauen um 1979; Wege zur Frauenbewegung; Herausgabe der Zeitschriften und Bücher im feministischen Samisdat; Philosophie der Leningrader Frauenbewegung; staatliche Reaktion und Situation im Gulag sowie ein Ausblick auf die aktuelle Situation. In Videointerviews erzählen die Autorinnen, ihre Familienangehörigen und westliche Unterstützerinnen über ihre damaligen Erfahrungen. Junge Genderaktivist*innen und Expert*innen kommentieren und erläutern den Kontext.
Das Ausstellungsprojekt wurde von der Kulturwerkstatt »Zhaba/Die Kröte« – einem internationalen Netzwerk aus ca. 35 Wissenschaftler*innen, Autorinnen, Betroffenen und Spezialist*innen – unter der Leitung von Philipp Venghaus (2018/19 DAAD-Stipendiat/GWZO) und der russischen Germanistin und Kulturwissenschaftlerin Olessja Bessmeltsewa erarbeitet und durchgeführt.
Veranstalter: GWZO, die Memorial/Benjamin-Joffe-Stiftung, St. Petersburg und die Kulturwerkstatt Zhaba
Ort: Bremen, Haus der Wissenschaft