Thema
Eiszeitforschung und Vogelkunde
Mit dem Ziel, die Geschichte der Erforschung von unbelebter und belebter Natur im östlichen Europa mit der Kulturgeschichte der Region zu verbinden, richten sich die wissenschaftshistorischen Forschungen vor allem auf transnationale Verflechtungen in der Glazialgeologie und der Ornithologie.
Verflechtungsgeschichte der Naturwissenschaften am Beispiel der Glazialgeologie und Ornithologie
Nach dem Ende der letzten Kaltzeit, in der bis vor etwa 10–12.000 Jahren große Teile des östlichen Europa unter einem Eisschild lagen, haben sich überall in der Region Ur- und Frühmenschen in einer »Ur- und Frühumwelt« angesiedelt. Die Erforschung der damit verbundenen Kulturentwicklungen wurde Gegenstand der Ur- und Frühgeschichte, die sich getrennt vom naturkundlichen Erforschen der eiszeitgeformten Umwelten entwickelte. Hatte sich die Kulturgeschichte vor allem im 19. Jahrhundert nachhaltig nationalisiert, blieb die Naturgeschichte eine hoch internationalisierte Disziplin. Selbst in Zeiten des politischen West-Ost-Konfliktes schien in der Glazialgeologie zu gelten »No Cold War in Ice Age Research«.
Wesensgleiches ist in der Geschichte der Ornithologie zu konstatieren, da es das (auch von den Eiszeiten mitbestimmte) Zugverhalten der meisten Vogelarten für diese Disziplin zwingend erfordert, Formen funktionierender internationaler akademischer Kooperation zu finden. Im Rahmen einer interdisziplinär betriebenen Umweltgeschichte besteht inzwischen die Möglichkeit, Naturgeschichte und Kulturgeschichte als Bestandteile einer integrierten Wissen(schaft)sgeschichte zu verbinden. In diese Environmental Humanities das östliche Europa zu integrieren, ist Ziel der Forschungen.