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Historikertag 2023 in Leipzig

Vom 19. bis 22. September 2023 findet in Leipzig auf dem Campus der Universität der 54. Deutsche Historikertag statt. Historikerinnen und Historiker aus dem In- und Ausland treffen sich, um sich unter dem Motto »Fragile Fakten« über aktuelle Forschungen und Entwicklungen in der Geschichtswissenschaft auszutauschen. Das GWZO beteiligt sich an der Veranstaltung in verschiedenen Formaten.

Besuchen Sie uns am Stand B15 im Erdgeschoss des Hörsaalgebäudes.

Das GWZO im Fachprogramm

Sektion | Zur Genese und Wiederaneignung imperialer Geographien. Transregionale Perspektiven aus Osteuropa und dem Nahen Osten

Mit zwei GWZO-Beiträgen von:
Dr. Gözde Yazici-Cörüt: Did “Self-Determination” (De)Mobilise Transcaucasians? A Discussion on their Position vis-à-vis Trans-imperial Competition and its Convoluted Legacy

This contribution focuses on the political imaginations of Transcaucasians after the First World War. Inspired by the approaches of “relational geography” it aims to highlight the diversity among these imaginations on the basis of how to establish national sovereignty, their internal (local and regional) and external (imperial and trans-imperial) connections and contradictions, and their tenuous position in the face of the political layout of the region by the early Soviet regime. This analysis provides a retrospective account of why Transcaucasia became one of the contested regions of the post-Soviet space and has been hard hit by the new world disorder.

Dr. Alexandr Osipian: Historical Myths and Justification of War: Inventing Novorossiya from Catherine II to Putin

This contribution examines the emergence and reappropriation of the imperial spatial imagination of “New Russia.” Whereas at the time of its emergence in the second half of the eighteenth century this mental geography described a civilizing mission supported by the ideology of the Enlightenment, which was shaped by an reinvented ancient Greek past of the
northern Black Sea region, the reactivation of this spatial imagination in contemporary Russia is accompanied by a complete recoding: the focus is now on nationalistically interpreted traditions of Cossackdom and Russian Orthodoxy with the aim of undermining the legitimacy of Ukrainian statehood.

Zeit: Dienstag, 10.9.2023, 14:00–16:30 Uhr
Ort: S228

Sektion | Revolutionäre Währungen: Neues Geld und Neue Staaten in der frühen Zwischenkriegszeit

Mit einem GWZO-Beitrag von
Dr. Max Trecker: Monetary Crisis and Stabilisation in Hungary (1918–1927)

After the Treaty of Trianon, the former Kingdom of Hungary lost a large part of a closely intertwined economic area. While ostensibly accepting the peace provisions, the Horthy government did not abandon the goal of territorial revision. This adherence to foreign policy expansionist goals can be traced very well in the monetary policy. Hungary suffered from hyperinflation early on. However, a serious stabilization of the currency only took place with the introduction of the Pengő on 1 January 1927. The currency reform was a clear sign that the political forces around Horthy wanted to pursue a more moderate course internally and externally against the background of European stabilization in the mid-1920s.

Zeit: Mittwoch, 20.9.2023, 9:00–11:30 Uhr
Ort: S126

Sektion | Russlands Krieg gegen die Ukraine. Von der Stabilität zurück zur Fluidität der Staatsgrenzen – europäische Geschichte als Scherbenhaufen

Mit einem GWZO-Beitrag von
Dr. Corinne Geering: Welche Rolle spielt die sowjetische Vergangenheit heute?

Welche Rolle spielt die sowjetische Vergangenheit heute, wenn von einem »neuen« oder »zweiten« Kalten Krieg gesprochen wird? Im Zuge der Dekolonisierung der 1950er- und 1960er-Jahre präsentierte sich die Sowjetunion in internationalen Organisationen als Befürworterin staatlicher Souveränität, während ihre Armee gleichzeitig in den Staaten des Warschauer Pakts einmarschierte. Auf der Höhe des Kalten Krieges warfen die Vertreter:innen der Sowjetrepubliken dem Westen wiederholt das Aufrechterhalten imperialistischer Politik vor. Ähnliche Argumente werden heute erneut von staatlichen Vertreter:innen Russlands geäussert, wobei sich die Debatten zu staatlicher Souveränität gewandelt haben und die koloniale Politik Russlands gleichzeitig in den Vordergrund rückt.

Zeit: Mittwoch, 20.9.2023, 13:00–15:30 Uhr
Ort: HS1

Sektion | The (ab-)use of the medieval past: nationalistische und rechtsextreme Mittelalternutzung

Mit einem GWZO-Beitrag von
Dr. des. Karin Reichenbach: Alt, älter, am ältesten? - Wiederbelebte Ethnogenesenarrative zwischen (Pseudo)Wissenschaft und neurechter Politik

Viele nationale Herkunftserzählungen gehen auf das 19. Jahrhundert zurück, als mit nationalromantischem Schwung nach den Anfängen des eigenen „Volkes“ gesucht wurde und vaterländische Geschichtsschreibung und Altertumskunde beflügelte. Obwohl Vorstellungen von ethnisch-homogenen Gesellschaften und entsprechenden Identitäten in Antike und Frühmittelalter im akademischen Diskurs überwiegend obsolet geworden sind,  scheint das Bedürfnis nach heroischen Ahnen und ungebrochenen kulturellen Kontinuitäten lebendig geblieben zu sein. Der Vortrag wirft einen vergleichenden Blick auf die aktuelle politische Bedeutung von Ethnogenesenarrativen in Deutschland, Ungarn und Polen. Er zeigt auf, wie sich Germanenmythos, Neo-Turanismus  und das Großlechitenreich „Wielka Lechia“ zwischen (Pseudo)Wissenschaft, Popkultur und nationalistischer Geschichtspolitik bewegen und vergleicht ihre unterschiedlich große gesellschaftliche Akzeptanz und politische Wirkmächtigkeit.

Zeit: Mittwoch, 20.9.2023, 15:00–18:30 Uhr
Ort:  S214

Sektion | »Volkstypen« im Spannungsfeld von Kolonialismen und Nationalismen im 19. und 20. Jahrhundert

Mit einem GWZO-Beitrag von
Prof. Dr. Maren Röger: »Volkstypen« als populärkulturelle Waren um 1900: Komparative Perspektiven auf Postkarteninszenierungen im östlichen Europa

In den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert avancierten Postkarten zu zentralen Massenmedien in weiten Teilen Europas, auch in den multiethnischen Regionen des östlichen Europas. Zu den verbreiteten Motiven des preisgünstigen kleinformatigen Bildmediums gehörten Darstellungen von „Volkstypen“, die im Zeitalter des sich verstärkenden Nationalismus affirmative Selbstbilder oder abwertende Fremdbilder sein konnten. Der Vortrag beleuchtet vergleichend die Postkarteninszenierungen von ethnisierten Kollektiven um 1900 im Habsburgerreich, Russländischen Reich und Deutschem Kaiserreich, und bezieht die Akteur*innen hinter den Bildern, die Produzent*innen, mit ein.

Zeit: Mittwoch, 20.9.2023, 16:00–18:30 Uhr
Ort: HS20

Sonderprogramm

Verleihung des Fritz Theodor Epstein-Preises des Verbandes der Osteuropahistoriker*innen (VOH)

Der Epstein-Preis wird vom VOH zweijährlich als Auszeichnung für hervorragende Dissertationen oder Erstlingsarbeiten aus dem Gesamtbereich der Osteuropäischen Geschichte vergeben. Anlässlich des 54. Deutschen Historikertages in Leipzig findet die diesjährige Verleihung in den Räumlichkeiten des GWZO statt.

Zeit: Mittwoch, 20.9.2023, 18:30-21:30 Uhr
Ort: GWZO, Specks Hof (Eingang C), 2. Etg.

GWZO-Angebote im Begleitprogramm

Stasi-Bezirkszentrale auf dem Matthäikirchhof – Geschichte und aktuelle Debatten zur Zukunft des Ortes

Im Rahmen einer Führung wird der Komplex der einstigen Bezirkszentrale der Staatssicherheit der DDR erkundet. Mit den Neubauten der 1980er Jahre besetzte der Überwachungsapparat ein ausgedehntes Areal mitten in der Innenstadt, das als Keimzelle Leipzigs gilt. Heute bietet es die letzte größere Entwicklungsfläche im Stadtzentrum. Die Zukunft des Ortes ist derzeit Gegenstand kontroverser Debatten um Fragen der Erinnerungspolitik ebenso wie der Baukultur.

Führung mit Prof. Dr. Arnold Bartetzky
Diese Veranstaltung ist nicht barrierefrei.
Kurzfristige Anmeldungen über begleitprogramm@historikertag.de sind noch möglich.
Mind. 10 bis max. 25 Teilnehmer:innen.

Zeit: Freitag, 22.9.2023, 14:00–15:30 Uhr
Ort: Eingang Museum Runde Ecke

Stadt im Fluss. Entlang der Leipziger Mühlgräben

Es soll bei diesem Spaziergang entlang des Pleiße- und Elstermühlgrabens um das Verhältnis der frühstädtischen Agglomeration, der werdenden Rechtsstadt und des spätmittelalterlichen Leipzig zu den Flüssen Parthe, Pleiße, Elster und Luppe gehen, deren Kraft spätestens seit dem 12. Jahrhundert von geistlichen Gemeinschaften und zunehmend mit kommunaler Unterstützung in Mühlgräben zum Betrieb von Getreide- und Schneidemühlen zusammengefasst wurde. Der Weg beginnt am GWZ in der Beethovenstraße und endet am Elstermühlgraben in der Jahnallee.

Führung mit Prof. Dr. Matthias Hardt
Diese Veranstaltung ist nicht barrierefrei.
Kurzfristige Anmeldungen über begleitprogramm@historikertag.de sind noch möglich.
Mind. 10 bis max. 25 Teilnehmer:innen.

Zeit: Freitag, 22.9.2023, 14:00–16:00 Uhr
Ort: Eingang Geisteswissenschaftliches Zentrum (GWZ)

Echt, echter, am echtesten? Live-Präsentation eines Audiowalks zum Thema Authentizität

Authentizität ist ein merkwürdiges Ding. Sie lockt mit dem Einzigartigen und Unverfälschten, sie verspricht uns unmittelbare Begegnungen. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Wie entstehen »authentische Orte«? Präsentiert wird ein Projekt des Leibniz-Forschungsverbundes Historische Authentizität/Wert der Vergangenheit. Auf Basis des Audiowalks »Echt, echter, am echtesten?« führt der Spaziergang an ausgewählte Orte der DDR- und Musikgeschichte in der Leipziger Innenstadt und lädt zum Austausch über »das Echte« ein.

Spaziergang mit Dr. Sabine Stach und Prof. Dr. Arnold Bartetzky
Diese Veranstaltung ist nicht barrierefrei.
Kurzfristige Anmeldungen über begleitprogramm@historikertag.de sind noch möglich.
Mind. 10 bis max. 25 Teilnehmer:innen.

Zeit: Freitag, 22.9.2023, 16:00–17:00 Uhr
Ort: Vor Eingang Nikolaikirche