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Sowjetische Deportationen (1944-1955) – Erfahrungen und Erinnerungen

Die Untersuchung basiert auf Oral History-Interviews mit Opfern sowjetischer Repression, die in den 1940er Jahren aus dem westlichen Teil der Ukraine in den Osten der UdSSR, nach Sibirien und Kasachstan, deportiert wurden. Die Deportierten lebten dort in so genannten Spezialsiedlungen, die von den 1920er Jahren bis in die 1950er Jahre existierten. Das Projekt unternimmt eine narrative Analyse ihrer Geschichten und verortet diese in der Erinnerungskultur der unabhängigen Ukraine.

Ljubow Piddubna (zweite von links), entlassen aus den Gulag-Lagern, mit Freunden, Magadan, 1956. Quelle: Privatarchiv von Ljubow Pohonjuk (Piddubna). Digitalisiert von der NGO "After Silence".

Sowjetische Deportationen aus dem Westen der Ukraine (1944-1955). Ein Oral History-Projekt zu Erfahrungen und Erinnerungen
Nachdem die Sowjetunion bereits 1922 ukrainische Gebiete annektiert hatte, gliederte sie im Jahr 1939 auch die heutige Westukraine ihrem Territorium an. Diese zweite Annexion leitete eine neue Repressionswelle ein, mit der die Sowjetunion ihre Macht zu festigen suchte. Zu einem wichtigen Werkzeug der Unterdrückung wurden Massendeportationen. Allein in den Jahren 1944-1946 deportierten die sowjetischen Behörden 36.609 Menschen, darunter Personen, die sich am Kampf für eine unabhängige Ukraine beteiligt hatten, ihre Familien, aber zum Teil auch Menschen, die lediglich im selben Dorf wie die Aufständischen lebten. Die Deportierten wurden in entlegene Teile der Sowjetunion verschleppt und lebten dort unter Aufsicht des NKWD in speziellen Siedlungen in Baracken. Die Erinnerungen an die Deportationen, und allgemeiner an sowjetische Repressionen, sind bis heute im Wandel begriffen. Als „Staatsfeinde“ hatten die Deportierten ihre Erlebnisse über viele Jahre verbergen müssen. Erst mit der Unabhängigkeit der Ukraine wurden ihre Geschichten „entdeckt“ und ihre Erfahrungen abhängig vom jeweiligen politischen Klima unter neuen Gesichtspunkten betrachtet.
Die Studie stützt sich auf Oral History-Quellen, die von der ukrainischen Nichtregierungsorganisation „After Silence“ in den Regionen Lvivska, Ternopilska, Ivano-Frankivska, Volynska, Rivnenska, Khmelnytska und Zakarpattia aufgezeichnet wurden.

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