Thema

Vormoderne Migrationsgesellschaft

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Am Beispiel einer frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft im Osten Europas werden die soziokulturellen Konsequenzen langfristiger wie vielgestaltiger Migrationsprozesse untersucht. Ziel ist das Nachzeichnen und Erklären der Spezifika, die das multiethnische und multikonfessionelle städtische Zusammenleben jenseits nationaler Antagonismen geprägt haben.

Karte von Stadt und Burg Kamieniec Podolski von 1691

Migrationsgesellschaft und transkulturelle Verflechtung in einem plural verfassten Stadtraum: Kamjaneć-Podilśkyj im 16./17. Jahrhundert
Kamjaneć in Podolien war ein überregionales Handelszentrum und zugleich eine bedeutende Grenzfestung im südöstlichen Polen, in direkter Nachbarschaft zum Osmanischen Reich, zum Fürstentum Moldau und zum Krimkhanat. Einzigartig an der Stadt war ihre dreigeteilte Selbstverwaltung mit armenischem, polnischem und ruthenischem Magistrat, welche beispielhaft für die plurale Verfasstheit von Migrationsgesellschaften stand. Die Grenzlage der Stadt und häufige bewaffnete Konflikte in der Region erforderten aber auch die Entwicklung eines gesamtstädtischen Bewusstseins gegenüber tatarischen und osmanischen Angriffen.

In der Untersuchung wird die Aufmerksamkeit auf die Situativität migrantischer Selbst- und Fremdverortungen in einem multipolaren Akteursfeld gelenkt und gefragt, wie und mit wem Zugehörigkeiten verhandelt, wie Abgrenzungen markiert und implementiert wurden. Ein analytischer Zugriff auf trans- und interkulturelle Verflechtungsprozesse wird hierzu als Schlüssel für die Erklärung stadtgesellschaftlicher Formierungsprozesse genutzt.

Das Projekt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

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