Themenfeld
Mobilität, Migration und Transformation
Räumliche Bewegungen und Begegnungen von Personen, Gruppen oder Dingen zeitigten unterschiedliche Auswirkungen auf die davon tangierten Gesellschaften. In Ostmitteleuropa lassen sich entsprechende Prozesse zwischen Spätantike und Moderne ständig beobachten und untersuchen. So trafen hier während der sogenannten Völkerwanderungszeit Einflüsse aus der Steppe, dem Mittelmeergebiet, von Westen und Norden aufeinander. Slawische sowie magyarische Ethnogeneseprozesse, überlagert durch die Christianisierung, prägten schließlich die Herausbildung mittelalterlicher Königreiche in der Region nachhaltig.
Unter diesen Bedingungen entwickelten sich neue elitäre Repräsentationsformen, über die Grab- und Hortfunde sowie spezielle Siedlungsformen Aufschluss geben. Sklavenhandel und westliche Immigration veränderten die materielle Kultur und Sprache im westslawischen Gebiet und insbesondere in der Germania Slavica tiefgreifend. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen, herrschaftlich gelenkten Ansiedlungen neuer Bevölkerungsgruppen (z. B. Kumanen, »Sachsen« oder »Schwaben«) übten eine nachhaltige Wirkung auf das ethnisch-konfessionelle Mosaik Ostmittel- und Südosteuropas aus, beförderten einen Technologie- und Wissenstransfer sowie rege kulturelle und sprachliche Austauschprozesse in weiten Teilen Europas.
Zudem beeinflussten diese Siedlungsprozesse die naturräumlichen Verhältnisse in einer Vielzahl von Regionen. Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen und Grenzverschiebungen, die infolge der beiden Weltkriege geschahen, haben schließlich die Bevölkerungszusammensetzung Ostmitteuropas während des 20. Jahrhunderts grundlegend verändert. Um solche Transformationsprozesse diachron zu untersuchen, werden archäologische, kunsthistorische, naturwissenschaftliche, numismatische und philologisch-historische Quellen mit interdisziplinären Methoden bearbeitet und ausgewertet.
Forschungsthemen
Elitenrepräsentation
Hochwertige Feinschmiedeprodukte, Tafelgeschirr und Monumentalbauten gehören zu den Quellen der Archäologie, die man als materieller Ausdruck von Macht, Status und Reichtum von Eliten deutet.
Mobilität in Ostmitteleuropa
Zahlreiche Wanderungen von Individuen und Gruppen prägten die mittelalterliche Geschichte Ostmitteleuropas. Die interdisziplinäre Analyse unterschiedlichster Quellen zielt darauf ab, die Ursachen und Auswirkungen verschiedener Formen von Mobilität zu erhellen.