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Figurationen des Wahrsprechens

Das Vorhaben vergleicht literarische und filmische Reflexionen der Transformation nach 1989 im östlichen Europa und Deutschland. Dabei liegt der Fokus auf Inszenierungen von Wahrheit und der Tendenz zur Radikalisierung der Diskurse bis hin zu neuen Formen der Dissidenz.

Figurationen des Wahrsprechens. Zur literarischen und filmischen Diskursivierung von Transformation und Dissidenz in Deutschland und im östlichen Europa (1989–2022)
Als transregionaler und globaler Vorgang stellt der Umbruch um 1990 ein verbindendes Thema der Literaturen und Filme im mittleren und östlichen Europa dar. Der jeweilige Transformations-Diskurs oszilliert über die Landesgrenzen hinweg zwischen euphorischer Befürwortung und radikaler Ablehnung des westlichen Demokratiemodells. Zugleich ist er häufig mit Stellungnahmen angereichert, die sich als Akte des Wahrsprechens (parrhesia) camouflieren. Hinsichtlich von Poetiken der Transformation fragt das Vorhaben entsprechend nach ästhetischen Figurationen und Inszenierungen einer Dissidenz, die eine Tradition von 1989 aus Prestigegründen imaginiert. Die ausgewählten Texte und Filme aus den Jahren 1989-2022 werden in ihren jeweiligen Entstehungszusammenhängen kontextualisiert und hinsichtlich ihrer Konstruktionen werkimmanenter Wahrheit sowie diskurs- und kulturpoetischen Ambitionen untersucht. Den Perspektivpunkt hierfür geben Ansätze des späten Foucault zu einer Genealogie des Verhältnisses von Wahrheit, Diskurs und Autorschaft in verschiedenen Gesellschaftsformen, die z.T. auf Kontakte mit Dissidenten aus den Staaten des Warschauer Paktes zurückgehen.
Das Vorhaben wurde im Jahr 2022 aus Mitteln DAAD und des Leibniz-Forschungsverbundes „Wert der Vergangenheit“ unterstützt und wird im Studienjahr 23/24 an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest fortgesetzt.

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