Thema
Von weißen Elefanten und begehrten Objekten
Das am GWZO assoziierte Promotionsprojekt widmet sich dem Gebiet der Rus' im 9.-10. Jahrhundert. Untersucht wird, wie diplomatisches Geschick und vielfältige Strategien der Konfliktlösung in den entlang von Flüssen gelegenen Zentren zur Herausbildung stabiler politischer Beziehungen zwischen heterogenen Gruppen von Menschen beitrugen.

Von weißen Elefanten und begehrten Objekten: Auf den Spuren diplomatischer Praktiken im archäologischen Befund des 10. Jahrhunderts [vorläufiger Arbeitstitel]
Konflikte stellen eine wiederkehrende Herausforderung für menschliche Gesellschaften dar, deren Verlauf durch ein dynamisches Zusammenspiel von Interessengegensätzen und deren Aushandlung geprägt ist. Das Projekt befasst sich mit mittelalterlichen Konfliktdynamiken, insbesondere mit friedlichen Formen der Konfliktlösung und diplomatischen Interaktionen.
Die Fallstudie konzentriert sich auf das Gebiet der Rus', dass sich im 9.-10. Jahrhundert zwischen Ostsee und Schwarzem Meer erstreckte. Entlang der Flüsse entstandene administrative Zentren stellten Transitzonen dar, die verschiedene Gruppen und kulturelle Einflüsse verbanden. Slawische, finno-ugrische, skandinavische, byzantinische und aus dem eurasischen Steppenraum stammende Elemente prägten eine komplexe Kontaktregion, in der politische, wirtschaftliche und soziale Verflechtungen stattfanden. Ziel des Projekts ist es, die Mechanismen der Integration heterogener Akteure nachzuvollziehen und die Rolle diplomatischer Kompetenzen sowie von Konfliktlösungsstrategien bei der Ausbildung politischer Strukturen zu untersuchen. Historische und archäologische Quellen dienen zur Analyse administrativer Zentren als Orte politischer, ökonomischer und religiöser Aushandlung. Das Projekt eröffnet neue Perspektiven auf die Dynamiken der Konfliktbewältigung und Beziehungsdynamiken im mittelalterlichen Osteuropa.