Thema

Vorstellungen kulturellen Erbes in Sowjetrussland

Anhand der Arbeit von Restaurator*innen, Architekt*innen und Freiwilligen, die sich mit russischen Denkmälern beschäftigten, untersucht das Projekt die sozialen und kulturellen Bedeutungen von materiellem Kulturerbe in den 1960er bis 1980er Jahren in Sowjetrussland.

Uhr an einem Suzdaler Hotel im romanisierenden Stil

Vorstellungen kulturellen Erbes in Sowjetrussland 1965–1991
Das Projekt untersucht den Wandel von Kulturerbe-Vorstellungen im europäischen Teil Sowjetrusslands von den 1960er bis zu den 1980er Jahren. Wie die jüngere Forschung zeigt, waren der Erhalt, das Studium und der Besuch von Kulturdenkmälern für die sowjetrussische Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg von grundlegender Bedeutung. Angesichts der steigenden Desillusionierung über das sowjetische Regime begann die Regierung seit den 1960er Jahren, diese Praktiken gezielt zu nutzen, um die zunehmend atomisierte Bevölkerung zu einen.
Ziel der Studie ist es, über die Erforschung der sozialen und kulturellen Bedeutungen von architektonischem und künstlerischem Erbe einen Beitrag zum besseren  Verständnis der öffentlichen Meinung und der sozialen Mobilisierung am Ende der Sowjetära zu leisten. Im ersten Teil des Projekts wird die Wahrnehmung des Kulturerbes anhand von Diskursen »von unten«, d. h. von lokalen Fachleuten und Aktivist*innen, die sich ehrenamtlich für das russische Kulturerbe engagierten, analysiert. Im zweiten Teil steht der Einfluss von Kulturerbe-Vorstellungen auf die Architektur der sowjetischen Moderne im Fokus. Auf diese Weise bietet sich eine neue Perspektive auf die spätsowjetische Architektur, die einen besonderen historistischen bzw. nationalen Charakter aufwies. Die Untersuchung der einzelnen Fallstudien stützt sich auf Archivquellen, Ego-Dokumente und Interviews.